- SZ - Weihnachtslied Einundzwanzig
noch im Zug suche ich nach einem Grund um zu hassen
EUCH - wer ist EUCH -
nach einem Unterschied nach einer Grenze zwischen UNS
LA DIFFERENZA È CHE TU VUOI MA IO DEVO
klappt nicht so gut, ich schlafe ständig ein -
rolle den Koffer durch den Bahnhof, der Rákóczy-Allee entlang
gegen fünf Uhr abends in der Trambahn ein junger Mann
unbestimmbarer Alter, zwischen sechzehn und zweiundzwanzig
könnte er sein, vielleicht auch dreißig - er telefoniert ohne Maske
dafür Dosenbier, plant den Abend mit Freunden - die Spätis sind
am vierundzwanzigsten Dezember offen - gut für ihn // sie // mich
erwartet vegan panierter Dorsch, Anya hat Konditoreisüßigkeiten und
Weihnachtsgebäck gekauft, alle mit Milch und / oder Eier, ich kann sie
nicht essen, öffnet noch ein Dosenbier, meine Oma ruft sie aus ihrem
Zimmer ohne Licht (die Leitung ist kaputt) am Ende des Ganges
ohne Licht (nur die Glühbirne diesmal, am sechsundzwanzigsten
gehe ich zum vietnamesischen Minimarkt am Eck und kaufe weitere
zwei Glühbirnen plus eine Tischuhr weil meine Oma ihre im Heim
vergessen hat, Anya hat recht, sie haben keine Einweghandschuhe),
sie muss kacken, das dauert eine Viertelstunde wenn sie es schafft,
aufzustehen, es ging ihr besser im Heim, sie konnte noch gehen,
aber am Morgen des vierundzwanzigsten ist sie gefallen, seitdem
ist es schlimmer geworden, mit Windeln gehts einigermaßen,
Anya wäscht die Handtücher zwei Mal, deswegen trockne ich mich
nach dem Duschen mit einem Küchentuch, wir vergleichen was wir
verdienen, tausendvierhundert Netto sie, wartet aber noch auf die
Rückzahlung des Bildungsministerium für die fünfzehn Jahre
Prekärarbeit - von zweitausend bis sechstausend, die Renovierung
des Bades, tausendachthundert im Monat mein Vater in Rente, um
die zweihundert weniger als letztes Jahr, er hat ihr empfohlen, eine
zusätzliche Rentenversicherung abzuschließen, sonst wird der
Einkommen zu wenig in zehn Jahren, mein Bruder hat Flyer verteilt
ein Nachmittag lang für fünfzig Euro, ich habe siebzig Euro mehr
verdient mit den verkürzten Ruhezeiten, also tausendvierhundertfünfzig,
das muss ich in Forint übersetzen für meine Oma, sie fragt mehrmals nach,
ob ich wirklich so viel verdiene, und wie viel ich für die Wohnung
ausgebe, dreihundertneunzig Euro sind hundertvierzigtausend Forint, sie
schläft ein und wacht um sieben Uhr morgens auf, schreit nach Anya, ich
muss Anya aufwecken, sie hört den Wecker nicht, seit zwei Tagen sind
wir hier und scheinen müder als vorher, einer anderen Müdigkeit, nicht
die der Arbeit für andere (für EUCH), die Toilettentür ist überstreift mit
dunklen Schatten wegen des Desinfektionsmittels wahrscheinlich, Anya
wärmt die Linsensuppe auf in der Mikrowelle und kocht Kaffee, dann
spazieren wir bis zum Vörösmarty tér, wo der Weihnachtsmarkt zu ist,
Eintritt ist nur mit 2G-Nachweis, wir eilen zurück nach Hause weil meine
Oma nicht zu lange alleine bleiben kann und trinken nochmal Dosenbier,
nur die eine Heizung funktioniert, deswegen bleiben die Türen der Zimmer
geöffnet über Nacht, der Anbieter meines Handyvertrages schenkt mir zu
Weihnachten fünf Gigabyte Datenvolumen, wir beschließen, heute Abend
einen Film zu sehen, ich habe die TAZ dabei, habe aber keine Lust, Zeitung
zu lesen, überhaupt zu lesen, überhaupt zu leben, meine Beschäftigung ist
auf die Markierung der Unterschiede zwischen MIR und EUCH begrenzt
(und das schon seit Monaten) - EUCH wird dieser Text nicht gefallen, MIR
gefällt er auch nicht - ICH MUSS ihn aber schreiben, das ist der Unterschied